Kurortmedizin
Bedeutung der Kurortmedizin
von Prof. Dr. med. Karl Wurm
Im Kurwesen ist im Vergleich zur sogenannten guten alten Zeit ein grundlegender Wandel eingetreten.
Die moderne Kurortmedizin ist zu einem integrierenden Bestandteil unseres Gesundheitswesens geworden. Sie ist die Antwort auf eine Herausforderung unserer Zeit.
Rehabilitation = Wiederherstellung der Gesundheit und Wiedereingliederung in das Erwerbsleben, ist erst in unserer Generation als neuer Begriff kreiert worden. Schon immer war es üblich, nach akuten Erkrankungen oder nach Operationen zur definitiven Genesung einen Kurort aufzusuchen. Heute sind es die immer häufiger werdenden Zivilisationskrankheiten, die zu einer veränderten gesundheitlichen Situation der Bevölkerung geführt haben. In den Ursachen dieser Zeitkrankheiten ist es begründet, daß die übliche Therapie durch den Hausarzt oder in Krankenhäusern oft nicht zum Ziele führt. Größere Erfolge hat eine Behandlung in Bade- oder Kurorten durch Einsatz der ortsgebundenen Heilmittel, die am Wohnort nicht zur Verfügung stehen, auf zuweisen. Es erwies sich daher als sinnvoll und hat sich — nicht zuletzt auch aus Kostengründen — bewährt, bei zahlreichen Erkrankungen nach diagnostischer Abklärung in den örtlichen Krankenhäusern oder durch den Hausarzt die Weiterbehandlung in geeigneten Heilbädern oder Kurorten durchzuführen, sei es, wie bei Rheuma, als Primärversorgung oder in viel größerem Umfang bei zahlreichen anderen Krankheiten als Anschlußheilbehandlung = AHB.
Die zunehmend höhere Lebenserwartung — immer mehr Menschen leben länger — hat dazu geführt, daß Rehabilitationsmaßnahmen nicht nur bei Erwerbsfähigen erfolgen, sondern aus humanitären und sozialpolitischen Gründen werden auch bei alten Menschen zur Besserung der vielfältigen Altersbeschwerden Behandlungen in Kurkliniken durchgeführt. Als Kostenträger kommen Krankenversicherungen und Berufsgenossenschaften in Betracht.
Prävention = Verhütung von Krankheiten. In erster Linie ist hiermit eine von vornherein gesunde Lebensweise gemeint. Prävention im engeren Sinne als sozialmedizinisches Anliegen hat zum Ziel, den Ausbruch einer schon zu befürchtenden, klinisch noch latenten Krankheit zu verhindern oder bei eingetretener Erkrankung Verschlimmerung, Erwerbsunfähigkeit oder tödlichen Ausgang abzuwenden.
Prävention und Rehabilitation müssen Hand in Hand gehen, wenn der Behandlungserfolg von Dauer sein soll. Die Rehabilitation beispielsweise nach Herzinfarkt infolge Nikotinabusus bleibt Stückwerk, wenn nicht gleichzeitig durch Umstellung der Lebensführung mit Verzicht auf Rauchen ein Reinfarkt verhindert wird.
Die Erfolge der aufwendigen Maßnahmen im Sinne der Prävention sind noch nicht zufriedenstellend. Zu groß ist noch immer die Zahl der Rückfälle. Eine Alternative zu den bisher beschrittenen Wegen ist jedoch nicht in Sicht. In Kenntnis der mehrfachen, miteinander verflochtenen Ursachen der Zivilisationskrankheiten ist ihre Bekämpfung erst von Erfolg gekrönt, wenn alle Kräfte der Gesellschaft auch außerhalb des Kurortes, von der Gesundheitserziehung im Kindergarten angefangen bis hinauf zum obersten Gesetzgeber, auf gesundheitsbewußte Lebensführung hinwirken.
Höchenschwand mit seinen naturgemäßen Heilfaktoren und den geschaffenen kurmedizinischen Einrichtungen besitzt die optimalen Voraussetzungen, allen Anforderungen eines zeitgemäßen Kurortes gerecht zu werden.
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