Geschichte

Bearbeitet von Prof. H. Steinhart, geschrieben Ende der 40er Jahre

Unser Heimatdichter Eris Busse schreibt in seinem Aufsatz über Hotzenland und Hotzenvolk (Badische Heimat, Hochrhein und Hotzenwald):
„Wiir sind hier oben auf dem Gupfen nur einen Sprung weit weg von dem Höchenschwander Kirchturm, den Hans Thoma, der große volkstümliche Maler, als den Mittelpunkt des alemannischen Landes entdeckt hat, damals, als er in seltsam sinnvoller Spielerei die Zirkelspitze auf der Schwarzwaldkarte in Höchenschwand eindrückte und einen Kreis schlug um den festen Punkt, der von der Schweiz, von Vorarlberg, von Schwaben und Bayern und von Elsaß das umschloß, fast haargenau, was alemannisch heute noch lebendig ist in Sprache, Volkstum und Brauch. So gewinnt dieses Höchenschwand mit seiner heilsamen Höhenluft und Höhensonne eine geradezu mythische Bedeutung."
 
Der Höchenschwander Berg gehört also zu jenem hochrheinischen Gebirgsland, an dessen Rändern, wie die neueste vorgeschichtliche Forschung zeigt, vor ungezählten Jahrtausenden, da der Schwarzwald und die Vogesen noch unter einem dicken Eispanzer lagen, Menschen einer primitiven Kultur in geringer Zahl jagten und fischten, Menschen jedoch, die schon einen Begriff von einer anderen Welt hatten, die über das diesseitige Leben hinausführt.

In demselben Gebiet lassen sich dann in ungefähr bestimmbarer Zeit (von 5000 bis 2000 v. Chr.) bei nunmehr milderem Klima bereits bäuerliche Dorfsiedlungen nachweisen.
In der Zeit nach 2000 waren die Hänge des Schwarzwaldes schon dichter besiedelt. Tauschhandel brachte den Bewohnern neue und bessere Gebrauchsgegenstände, Waffen und Kleidung. Kunstsinn fertigte nunmehr Schmuck- und Gebrauchsgegenstände, und die Jahre von 1000 v. Chr. an zeigen die Bewohner unserer Gebirgslandstedlungen, zu denen offenbar ein neuer Volksstamm zugewandert war, in ansteigender Kulturentwicklung. Um 400 v. Chr. machten sich dann Keltenstämme zu Herren des Landes, die aber im 1. Jahrhundert v. Chr. von Germanen wieder verdrängt wurden. Diesen folgten im 1. nachchristlichen Jahrhundert die Römer, die das Land zur Provinz Germania superior schlugen. Gegen 270 mußten die Römer dem stürmischen Drängen der jugendlichen Alemannen weichen, die aber selbst Ende des 5. Jahrhunderts die Oberhoheit des Frankenkönigs Chlodwig (481—51l) anerkennen mußten (490). Verwaltet wurde das Land von alemannischen Herzögen, bis Karl der Große (768—814) und wohl auch schon dessen Vater Pipin „Gaugrafen" ins Land sandte. Mit dem Niedergang der karolingischen Macht wurden Herren des Gebietes die Herzöge des neuentstandenen Herzogtums Alemannien, das später Schwaben genannt wurde. Dieses Herzogtum erhielt sich bis zum Ausgang der Hohenstaufen (1268), die im Jahre 1079 in dauernden Besitz desselben gekommen waren.

Unter der Frankenherrschaft setzte die endgültige Christianisierung auch unseres alemannischen Landes ein. Säckingen hatte das erste alemannische Kloster, das wie der ganze badische Süden zum Bistum Konstanz kam. Dem Kloster in Säckingen folgten andere, die dann auch bei uns, wie allwärts in deutschen Landen, weite Strecken Landes urbar machten und erfolgreiche Kulturträger wurden.


Wann auf dem Höchenschwander Berg die Siedlung begann, wissen wir bis jetzt nicht, wohl kaum vor dem Jahre 1000. Gleichwohl ist aber anzunehmen, daß schon lange vorher Jäger, Hirten, Köhler, Harzer, Holzmacher auf die waldigen Höhen vordrangen und Wege bahnten.

Erste zuverlässige Nachricht über das Höchenschwander Gebiet gibt uns die Geschichte des Benedikt.-Kloster St.Blasien - Dieses hatte sich aus einfachen Anfängen zu einer stattlichen und unabhängigen Abtei entwickelt, vor allem dank der tatkräftigen Unterstützung eines Gefolgsmannes Otto des Großen (936-972), des Freiherrn Reginbert v. Seldenbüren. Dieser schuf, nachdem die Hunnen auf ihren Raubzügen im badischen Oberland (925) die ganze sogenannte Albzelle niedergebrannt hatten, dieselbe zwischen 948 und 963 wieder neu, stellte Kirchen und Zellen wieder her, holte die geflohenen Mönche wieder bei und bewirkte schließlich bei Otto dem Großen die Schenkung eines großen Gebietes an das nunmehrige Priorat. Die Grenzen dieses Gebietes erstreckten sich vom Ursprünge der Alb an der „Südhalde des Feldbergs mit dem Höhenzuge des Herzogenhorns, Blößlings und Hochkopfs bis zum Urberge, so dann hinüber nach Heppenschwand und über die Höhe von Höchenschwand an die Schwarzach hinab, mit dieser aufrwärts bis zum Schluchsee, von da über den Habsberg und sofort mit der Schnepfen- und Bärenhalde bis wieder, zum Feldberge." (Bader, Diözesan-Archiv, 8).

Somit gehört das Höchenschwander Gebiet zum sogenannten Zwing und Bann (= Gerichtsbarkeit) des Klosters St. Blasien. Um 963 starb Reginbert nach weiterem, segensreichem Wirken.

„Infolge der ottonischen Schenkung wurde dann der erste Prior zum Abte erhoben und vom Bischof Konrad von Konstanz in dieser Würde bestätigt. Es war dies Bruder Beringer, geboren zu Höchenschwand, ein frommer, ernster, sittenstrenger Mann, der mit dem Stifter Reginbert die ganze Wiedererstellung des neuen Klosters begonnen hatte und sie vollendete." (Bader.)

Wenn Beringer wirklich von Höchenschwand stammte, was aber stark bezweifelt wird, dann müßte Höchenschwand schon spätestens in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts bestanden haben, und tatsächlich wird auch überliefert, daß die Brüder von der Alb schon einen Teil ihres Unterhalts von Einzelheiten in Bernau, Menzenschwand und Höchenschwand bezogen haben. Dies läßt sich jedoch nicht nachweisen.

Wie dem auch sei, ob schon früher von anderer Seite auf der Höchenschwander Höhe gerodet wurde oder nicht, sicher ist, daß schon im 11. Jahrhundert Bruderhöfe oben bestanden d.h. Höfe, die von Klosterbrüdern angelegt und bewirtschaftet wurden.

Höchenschwand bzw. Hachinswanda, wie die ursprüngliche Form lautet, heißt soviel wie Rodung oder Neubruch des Hacho. Darnach hat wohl der erste Siedler geistlichen oder weltlichen Standes Hacho geheißen (Heppenschwand-Rodung des Heppo, Amrigschwand - Rodung des Ambrich).

In verhältnismäßig kurzer Zeit entstanden bei fleißiger und zäher Rodungsarbeit weitere Höfe auch in Heppenschwand, in Attlisberg und Ellmenegg. Die Bevölkerung wurde zahlreicher und Ende des 11. Jahrhunderts sah sich der damalige Abt Otto (1088 bis 1108) von St. Blasien veranlaßt, in Höchenschwand eine kleine Kirche zu bauen. 1098 wurde diese von Bischof Gebhard von Konstanz eingeweiht und dem Schütze des Erzengels Michael unterstellt. Die Baukosten und spätere notwendige Erneuerungen - 1683 z. B. schlug der Blitz in den Turm (siehe die Jahreszahl im oberen Balken eines Turmfensters) - wurden gedeckt durch den Zehnten, mit dem die Kirche ausgestattet worden war.

Den Kirchendienst versahen in den folgenden Jahrhunderten die Mönche von St.Blasien. Kurz vor 1788 aber wurde dann ein Pfarrhaus gebaut, und Höchenschwand erhielt einen eigenen Pfarrer. Bei den Verhandlungen über den Bau brachte es der damalige Einungsmeister Josef Ebner von Tiefenhäusern und Vogt Johann Vogelbacher von Höchenschwand dahin, daß das Kloster die Kosten des Rohbaues, die Gemeinden hingegen eine Schuld von 1.000 Gulden (damaliger Währung) übernahmen, die sie vertragsgemäß auch in 5 Jahren abbezahlten.

Das 11. Jahrhundert brachte dem Kloster St. Blasien und seinem Herrschaftsgebiet schwere Not, vor allem durch die Pest im Jahre 1005, durch die ein gewaltiges Sterben einsetzte. Solche Seuchen suchten in späteren Zeiten wiederholt das Land heim.

Attlisberg soll während einer solchen bis auf zwei Personen ausgestorben sein, und diese sollen die Stammeltern der späteren Geschlechter dort geworden sein. Infolge der Pest, die in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wieder in St. Blasien und im südlichen Schwarzwald wütete, verlor das Kloster kurz hintereinander drei Aebte. Ihren Nachfolger, den Höchenschwander Arnold aber, verschonte sie. Er lebte und wirkte sehr lange (1247—76) und führte mit zäher Energie die Abtei durch alle Fährlichkeiten der „kaiserlosen und schrecklichen Zeit". Er sicherte das Besitztum der Abtei und deren hergebrachte Freiheiten und Rechte.

Auch im 14. Jahrhundert hatte das Kloster St. Blasien mit Land und Leuten schwere Jahre durchzumachen, die in der Hauptsache verursacht waren durch die Entwicklung der Dinge im Reich. Das Ansehen der deutschen Könige war damals stark gesunken, und dies wirkte sich auch aus in dem Verhältnis des Klosters zu seinen Gotteshausleuten. Notgedrungen gab der Abt die Reichsunmittelbarkeit auf und stellte sich unter den mächtigen Schutz der Herzöge von Österreich (Habsburger), die bereits im 13. Jahrhundert im Gebiet der späteren Herrschaft Hauenstein, zu der der größte Teil des Höchenschwander Berges als Teil des Albgaus damals gehörte, Fuß gefaßt hatten. Dieses Aufgeben der Reichsunmittelbarkeit hatte schwere Folgen. Bei der allgemeinen Unsicherheit der Zeit waren Land und Leute der Hauensteinischen Herrschaft gegen innere und äußere Feinde nicht genug gesichert; deswegen schlössen sich die Waldbewohner nach dem Muster der Schweizer Eidgenossenschaft zur Hauensteiner Einung zusammen.

Im Jahre 1371 fand diese ihre Bestätigung zwischen Österreich und dem Kloster St. Blasien und 1433 nach kurzer Auflösung ihre feierliche Erneuerung. Innerhalb der Einung unterschied man Unterabteilungen, die auch Einungen genannt wurden, und zwar waren es vier Einungen oberhalb und vier unterhalb der Alb. Die vierte Einung ob der Alb war die Einung Höchenschwand mit Aisperg, Amrigschwand, Brunnadern, Ellmenegg, Frohnschwand, Harzhäusle, Heppenschwand, Kutterau, Lehenwies, Ober- und Unterimmeneich, Oberweschnegg, Segalen, Strittberg und Tiefenhäusern.

Der Bundesbrief von 1433 (Samstag vor Matthäi) lautet:
„War, die Einungsmeister und das ganze Land vor und hinter dem Hag mitsamt den Thälern Todtnau und Schönau, thun kund und zu wissen: Da jeweils eine Gewohnheit und altes Herkommen bei uns gewesen, in allen Dingen einig zusammen zu halten, und wir uns aber seit Kurzem her in etlichen Stücken und Handlungen von einander gesondert, woraus viele Unfälle und Gebrechen für uns und das Land entstanden sind, so haben wir uns neuerdings vereint, verpflichtet und verbunden, daß Alle auf dem Wald hierfür in allen Sachen mit Thun und mit Lassen, sonderlich in Kriegen und in Feindschaften, eins zusammen seyn und gehören wollen, wie vorher. Keiner soll sich vom Anderen ziehen, sondern alle sollen einander helfen in Frieden und in Unfrieden gegen männiglich, so sich wider uns sezet oder uns angreift. Die auf dem Walde sollen Volkes gegen Feind stellen drei Theile, Todtnau und Schönau den vierten Theil; alles jedoch ohne Abbruch des Hauses Oestreich und der Abtei Sankt Blasien."

Der Geist, der aus diesem Bundesbrief spricht, formte auch die innere Einrichtung der Einung. Die Oberhäupter der einzelnen Einungen, die Einungsmeister oder Achtmannen, die jährlich gewählt wurden, standen stolz neben den landesfürstlichen Waldvögten und den Sankt Blasianischen Waldpröbsten und sahen eifrig auf den Gang der Dinge innerhalb ihrer Einung, damit der einzelne und das Ganze keinen Schaden nehme. Aus ihrer Mitte wählten sie den Redmann, der die Leitung aller Geschäfte der Einung übernahm. Ein Bündel Akten des Generallandesarchivs aus den Jahren 1676 - 1801 gibt uns Auskunft über die Wahl der Höchenschwander Einungsmeister, die jeweils in Immeneich erfolgte. Altbekannte Namen wie Ebner, Böhler, Jseli, Albiez und andere kehren da immer wieder. Dieses Nebeneinander der neuen Stellen neben den alten war nun später die Ursache von viel Streit und Hader.

Die Möglichkeit einer solchen Einung ist ein Beweis dafür, daß die Untertanen der Abtei St. Blasien weitgehende Rechte besaßen, und das Waldvolk war sich derselben auch stolz bewußt, namentlich seiner Waid-, Jagd- und Fischrechte. Andererseits ist aber auch Tatsache, daß dieselben freiheitsgewohnten Leute unter den Zuständen, wie sie sich im Laufe der Zeiten entwickelt hatten, unter Abgaben, Zinsen und Verpflichtungen der verschiedensten Art schwer zu leiden hatten.

Auf diese Dinge, die aufs engste mit Wirtschafts-, Verwaltungs- und Verfassungsfragen zusammenhängen, hier näher einzugehen, würde zu weit führen, umsomehr, als alle diese Dinge zum guten Teil noch garnicht geklärt sind. Hoffentlich werden wir darüber von unserem Landsmann, Hochwürden Herrn Oberpfarrer Jakob Ebner, bald Näheres hören. Die drückenden Lasten erregten naturgemäß unter der Bevölkerung des St. Blasianischen Herrschaftsgebietes große Unzufriedenheit, die in den kommenden Jahren, übrigens wie allerwärts in deutschen Landen, immer und immer wieder zum Durchbruch kam. So konnte eine neue Waldordnung, die Maximilian I. im Jahre 1507 gab, wobei er den Waldleuten die meisten ihrer bisherigen Rechte, namentlich das Jagdrecht, beließ, aber die Rechtspflege anders ordnete, heftige Unzufriedenheit zwar unterdrücken, aber nicht ersticken.

Aus dieser Stimmung ist somit leicht erklärlich, daß im Hauensteinischen im Bauernkrieg (1524—25) die Ideen der Rebellen leicht Aufnahme fanden. Bald nachdem die Bauernerhebung in der Landgrafschaft Stühlingen begonnen hatte, trieben auch die Hauensteinischen Bauern und Genossen allerlei Gewalttat. Schließlich zog ein Haufen von 600 bis 800 Mann, verstärkt durch Stühlinger und Fürstenberger vor St. Blasien und vertrieben den Rest der Bewohner. Das Kloster, die Kirche und Grüfte wurden geplündert. Der Unfug ging soweit, daß die ergrimmten Waldbewohner schließlich den Wein in den Kellern laufen ließen, das Vieh wegtrieben, mit dem Allerheiligsten Gotteslästerung trieben, alte Urkunden zerrissen, aus den bleiernen Pfeifen der Orgel Kugeln gössen usw.

Nur zwei große Glocken blieben unzerschlagen in den Wendeltreppen hängen. Einiges hatten die Klostergeistlichen vorher in Fässern in Sicherheit bringen können. Auch der weitere Umkreis fiel der Verwüstung anheim. Schließlich wurden aber auch hier die Aufständischen in die Enge getrieben und zur Liebergabe gezwungen. Am 13. November unterwarfen sich alle Hauensteiner, leisteten Schadenersatz an das Kloster St. Blasien (8600 Gulden) und schworen den neuen Eid an Oesterreich. Was in dieser wildbewegten Zeit in Höchenschwand selbst vor sich ging, ist uns bis jetzt nicht näher bekannt. Die Führer, mehr oder weniger schuldig, büßten ihr Tun mit dem Leben. Der Revolutionsprediger Hubmeier wurde zu Wien, Hans Müller von Bulgenbach am Bernauer Berg zu Laufenburg enthauptet, und Kunz Uehle (oder Konrad Jehle oder Uehlein) wurde zwischen Waldshut und Waldkirch an einer
Eiche aufgehängt. Einen großen Teil der Schuld an dem Gang der Dinge trug unzweifelhaft die Regierung.

Trotz ihres strengen Vorgehens, oder vielleicht gerade deswegen, glomm der Funke der Unzufriedenheit fort, und die Erinnerung an alte Zeiten pflanzte sich in stiller Ueberlieferung weiter von Vater auf Sohn und Enkel. Zu den alten Lasten wurden den Bauern noch neue zugemutet, da die vorderösterreichische Regierung ihre verfahrenen Finanzen wieder in Ordnung bringen wollte. Dazu kamen noch zweimal ansteckende Krankheiten, und 1611 vollends brachte ein entsetzliches Hagelwetter neuen Kummer ins Land. Als nun gar noch bei jedem Kauf ein Gulden vorn Hundert für den Kaufbrief und 1 Pfund für 100 Basler Währung bezahlt werden sollten, da lehnten 1612 die versammelten Bauern vom Wald, von Hauenstein, von Todtnau und Schönau rundweg jede weitere Zahlung ab.

Vorstellungen der Regierung, Besprechungen mit den neuen und alten Redmännern hatten zunächst keinen Erfolg. Erst 1614 brachte es die Regierung dahin, daß die Todtnauer und Schönauer bald auch 150 Hauensteiner mit 6 Einungsmeistern, darunter auch die Höchenschwander, nachgaben. Die anderen verfielen schwerer Strafe. Das war hier der Ausgang des Rappenkrieges, von dem die allgemeine deutsche Geschichte erzählt. Schon 1628 gab es neue Unruhen, die aber wegen einer hereinbrechenden Pest sich nicht weiter auswirken konnten. Zu all dem kamen dann die Folgen des schon zehn Jahre wütenden dreißigjährigen Krieges (1618—1648). Das Land wurde fast ganz menschenleer. Schon früh wurde die waffenfähige Mannschaft mit in den Krieg fortgerissen, und bald fiel der größte Teil der jungen blühenden Männer in den Kämpfen oder wurde ein Opfer von Hunger und Krankheit.

Herr im Lande war der Franzose mit seinen räuberischen Horden, und erst im westfälischen Frieden (1648) kam die Einung wieder an Oesterreich. Lange herrschte keine feste Ordnung unter der Bevölkerung, weder im Verhältnis zum Hause Oesterreich noch zum Stift St. Blasien, und so schalteten und walteten die Einungsmeister und Redmänner ziemlich frei im Innern des Ländchens. Erneut zog ein Sehnen nach Freiheit und wahrem Frieden durch dasselbe, und das Kloster suchte diesen Wünschen seiner Untertanen auch gerecht zu werden. So veranlaßte es zur Linderung der dringendsten Not die Gründung kleiner Fonds. Es entstand der Armenfond der Vogtei Höchenschwand aus dem sogenannten Quartal-und Gründonnerstagalmosen.

1669 betrug dieser mit drei Vermächtnissen bereits 453 Gulden. Bald aber wurde der Wille zur Neuordnung der Dinge gehemmt durch neuen Krieg, der wieder veranlaßt war durch Frankreich. Wieder zogen seine Scharen durch das Land, und fast immer lag Einquartierung in St. Blasien und auf dem Wald, so im Winter 1705/1706 das Regiment Castelli. Zu diesen äußeren Kämpfen kam bald innerer Streit der Bevölkerung gegen das Kloster und innere Zwietracht im Volke selbst.

Nach all den Jahren der Unordnung und Auflösung suchte der damalige Abt Blasius III. im Jahre 1719 die alten Rechte des Klosters wieder zur Geltung zu bringen. Auf einem Dinggericht in Remetschwiel sollten nach den Satzungen von 1467 (dem sogenannten Dingrodel) die brennenden Fragen geregelt werden. Da brach der langverhaltene Widerstand der Bevölkerung hervor unter der Leitung des Salpetersammlers Fridolin Albiez, geboren zu Buch, Pfarrei Birndorf. Dieser Mann mit seinen guten und schlimmen Seiten, eine geborene Führernatur, hatte den größten Teil der Bewohner hinter sich, und nach seiner Tätigkeit nannten sie sich „Salpeterer". Ihren Gegnern gaben sie den Namen „Hallunken". An der Spitze dieser standen besonders der Redmann Josef Tröndle von Rotzel und der Müller Josef Tröndle von Unteralpfen. Die Salpeterer trafen sich in geheimen Versammlungen, welche die aufgeregten Gemüter immer mehr erhitzten. Bald forderten sie Abschaffung der fürstlichen Gewalt, der Steuern und Abgaben. Sie träumten von patriarchalischen Urzuständen, von Teilung der Güter, von Opferleiden und Märtyrertod. Keine Abmachung mehr vermochte sie zu leiten, nur dem Zwang gehorchend leisteten sie Steuer und Gehorsam. Alle Verhandlungen der Regierung mit ihnen, alles Entgegenkommen des Klosters waren erfolglos. Trotz Gefängnisstrafen, trotz Zwangsarbeit der Führer, trotz Verpflanzung nach Ungarn, trotz Enthauptungen und anderen Strafen flammte der Widerstand immer wieder auf und die Regierung mußte dreimal mit Waffengewalt eingreifen, bis einigermaßen Ruhe war (1728 bis 1730, 1738 auf 1739. 1743 bis 1746, Salpetererkriege).

Im Verlaufe dieser Waffengänge lag im Winter 1743 ein Dragonerregiment auf dem Walde, eine Abteilung davon längere Zeit in Höchenschwand. Bald darauf zog eine Abteilung von 300 Mann über den Höchenschwander Berg.

Mit 4 Schuß verjagten sie zusammen mit einer bei Bannholz stehenden Abteilung eine etwa 1000 Mann zählende Schar von aufrührerischen jungen Burschen. 1753 lebte der alte Rebellengeist schon wieder auf. Ganz energisch griff nun aber die Regierung der Kaiserin Maria Theresia ein.

27 Männer mit ihren Weibern, Söhnen und Töchtern wurden 1755 in die Verbannung nach Siebenbürgen abgeführt, wo sie für die Heimat verschollen blieben. Das Ländchen verlor seine Landfahne und die freie Wahl der Einungsmeister, deren Befugnisse außerdem beschränkt wurden. Zu der Tatsache der Verbannung von Hotzen nach Siebenbürgen und Ungarn sei hinzugefügt, daß in jenen Zeiten viele Hotzenwälder freiwillig auswanderten. So ist aus Urkunden in Saderlach, einem Hotzendorf im heute rumänischen Teil des Banats, ersichtlich, daß um 1800 ein Obrist von Höchenschwand dort einwanderte.

1746 war das Kloster St. Blasien mit der Ernennung seiner Aebte  zu  Reichsfürsten  wieder  reichsunmittelbar  geworden, und sein Gebiet gehörte nunmehr zum österreichischen Breisgau. Immer noch hörte die Not im Lande nicht auf.

Die Jahre 1771 und 1772 wurden für den Wald schwere Hungersjahre. Der Abt Martin II. linderte die Not tatkräftig. „Er sagte mir selbst", so erzählt Nikolai in der Beschreibung seiner Reise durch Deutschland und die Schweiz um die Jahre von 1781, er hätte geglaubt, kein besseres Almosen geben zu können, als Arbeit genug".

Er ließ die Kirche und das Kloster, die niedergebrannt waren, wieder neu aufbauen. 1784 errichtete er in Bonndorf und St. Blasien ein Landeshospital und ein damit verbundenes Arbeitshaus. Auch suchte er neue Erwerbszweige zu entdecken, indem er verschiedene Versuche anstellen ließ. Von Höchenschwand lesen wir im ebengenannten Bericht folgendes: „In dem eine halbe Meile entlegenen Dorfe Höchenschwand sahen wir gesunde, fröhliche Bauern, welche, weil es Feyertag war, in ihren roten, festlichen Jacken vor den Häusern standen und durch ihr Ansehen und Betragen zeigten, daß unter dem Krummstabe des Fürsten Martin gut wohnen sey".

Des weiteren erzählt Nikolai, wie die Fahrt durch fruchtbare Getreidefelder des Höchenschwander Berges und angenehme Tannenwälder ging, während der folgende Teil des Weges bis zum Dorfe Negischwyl weniger angenehm gewesen sei.
Mit dem Ausbruch der französischen Revolutionskriege 1793 wurde der Friede unserer Heimat schon wieder gestört. Mit Erbitterung mußten die Bewohner Erpressungen und Plünderungen der vordringenden französischen Truppenteile über sich ergehen lassen, und ihr neuformierter Landsturm konnte diesen nicht einmal viel anhaben, als sie geschlagen waren und Ende September sich über die Höchenschwander Höhe und durch die Täler und Schluchten zurückzogen.

Das Säckinger Volksblatt erzählte vor Jahren im Beiblatt Hidigeigei aus diesen Zeiten folgendes:
Am 16. Oktober (1796) wurde das Pfarrhaus ausgeplündert und wurde dabei unter anderm weggenommen: zwölf neue Bestecke, zwei Paar Kaffeeschalen, „Zuckerbüchs und Salzbüchsle", mehrere „Putellen" (Bouteillen), Gläser, Mehl, Salz, Schmalz, „Hähnle und Geflügel", Küchengeschirr, Kutten, Latten, Hammer, Sättel und sonstiges Pferdegeschirr, Bett- und Weißzeug, Holz, Fässer, fünf Saum Wein. Der Gesamtwert wird geschätzt auf 400 Gulden ungefähr. Aus diesem Register, welches der damalige Pfarrer von Höchenschwand, Pater Conrad Boxpert, ein Conventual des Stiftes St. Blasien, hinterlassen hat, ist zu ersehen, daß die Franzosen beim Plündern insofern mäßig waren, als sie nie mehr nahmen, als sie kriegen konnten! Sie stahlen einfach alles, — nur kein glühendes Eisen. — Sie kamen zu Höchenschwand vormittags um 1/2 11 Uhr an und zogen um 3/4 4 Uhr wieder ab. Alle Bewohner des Ortes — mit Ausnahme des Mesners Fridolin Geng und seines Sohnes — liefen davon und flüchteten in die Schluchten der Alb und der Schwarza. Zwei der Flüchtigen wurden „blesiert". Den Wirt von Höchenschwand haben die Franzosen „geplündert und ausgezogen bis aufs Hemd und ihm drei Roß genommen". Die Franzosen lagerten, nachdem sie Höchenschwand ausgeplündert hatten, auf dem „Scheren" bei Heppenschwand und ergriffen sodann vor den österreichischen Truppen die Flucht. In Ellmenegg hatten sie ein Haus in Brand gesteckt, ferner eines in Remetschwiel, desgleichen zu Waldkirch das Haus des Hauensteinischen Redmannes (das Wirtshaus) und ein großes Bauernhaus. Den jungen Müller daselbst haben sie erschossen. Sie verübten aber noch weitere Untaten.

Der damalige Mesner von Höchenschwand beschreibt es. „Im Jahre 1796, den 16. Weinmonat, hat der Erzfeind Franzos (in der Pfarrkirche zu Höchenschwand) den heiligen Dabernachel (Tabernakel) eingeschlagen und die heiligen Barthikel (Partikel) verunehrt und das Cibory gestohlen nebst zwei Kelch, und das Munsteranz zusammenbrechen und die Stücker liegen lassen."

Weiter wird von ihm erzählt, daß sie mit Kugeln schössen, welche 24 Pfund wogen „undt sindt inwendig hohl gewesen". Die Leute waren in "Dotsengsten", es ist aber ales mit dem Leben dafon gekommen biß auf ein Husahren von (den) Kaiserlichen."

Im Jahre 1797 zogen erneut Scharen von Franzosen über die Höhe, wo die ihnen nachziehenden Kaiserlichen wieder allenthalben plünderten.
Diese fortdauernden Unruhen hatten natürlich nachteilige wirtschaftliche Folgen. Viele Abgaben konnten nicht bezahlt werden, und die Schuldner dachten nur zu gerne an Befreiung von ihren Lasten und damit an frühere Pläne. Einer K. K. Hofkommission gelang es aber durch ernstliche Vorstellungen und ehrliches Entgegenkommen, der Schwierigkeiten Herr zu werden, sodaß in den weiterhin kommenden schweren Tagen das Waldvolk frei zu seiner Regierung stand. Einquartierung auf Einquartierung bedrückte unsere Heimat von 1799 an wieder. Vom 3. März bis 29. Dezember ds. Js. lagen fast ununterbrochen abwechselnd Franzosen und Oesterreicher auf dem Höchenschwander Berge, und 1800 vom 16. Februar bis 28. April wieder Oesterreicher.

Der Friede von Lüneville (1. Januar 1811) brachte keine endgültige Ruhe. 1805 begann der Kampf gegen Oesterreich von neuem. Die Rekruten, ob ledig, ob verheiratet, wurden wie Herden zu den Truppenteilen abgeführt. Oesterreich erlag, und das Kloster St. Blasien kam mit seinem Besitz an Karl Friedrich, von Napoleons Gnaden nunmehr „Großherzog von Baden", mit dem Prädikat „königliche Hoheit".

Noch mancher Schwarzwaldsohn fand seinen Tod in den Heeren Napoleons im Kampfe gegen die deutschen Brüder, noch viele ließen ihr Leben auf den Schnee- und Eisfeldern Rußlands (1812), ehe die Ueberlebenden die Befreier Deutschlands in vielen Zügen über unsere Höhen marschieren sahen. (1814).

Mit der Zeit Napoleons und seinem Ende war bei uns ein gewaltiger Umbruch erfolgt, Das deutsche Reich war nicht mehr, das Stift St. Blasien war aufgehoben, die letzten Mönche, die im Oberlande als greise Pfarrer amteten, starben nach und nach, die Einung und der Zwing und Bann bestanden nicht mehr.

Neue Formen, neue Gesetze, neue Herren regierten im Lande. Kein Wunder war es also, wenn die Salpeterer, die immer stramm am Alten festgehalten hatten, sich nicht sogleich zurecht finden konnten und den neuen kirchlichen und weltlichen Behörden kein Vertrauen entgegenbrachten. Noch bis ins Jahr 1833 hinein hatten diese schwere Mühe, das harte Völklein zufrieden zu stellen. Höchenschwand hatte an diesen Unruhen keinen Anteil genommen, blieb aber keineswegs unberührt davon. Die Salpetererideen spuckten da und dort in den Köpfen herum.

Von der Revolutionsbewegung 1848 blieb unsere Höhe auch nicht unberührt. Auf ihrem Marsche von Konstanz her (Abmarsch 15. April) lagerte die Sigelsche Kolonne der „Seehasen" in Höchenschwand, und offenbare Strolche vom Berge wie z. B. der Posträuber und Wilderer „Lochheiri" schlössen sich ihr sofort an. Auch die Bürgermeister von Tiefenhäusern und Höchenschwand, Simon Ebner und Sales Probst, sowie Pfarrer Scherer arbeiteten für die Revolution. Ein Freiheitsbaum wurde vor dem Pfarrhause errichtet, und einige besondere Heißsporne machten sich auf den Weg, um den Amtmann in St. Blasien in ihre Gewalt zu bekommen. Alles aber blieb ohne Erfolg, wie es bei der Planlosigkeit der Führer garnicht anders zu erwarten war. Schon am Karfreitag sahen v/ürttemberger Truppen in Höchenschwand nach dem Rechten. Pfarrer Scherer hielt sich im Schulhaus zu Attlisberg verborgen und durfte erst auf Verwenden der Gemeinde wieder zurückkehren. Die genannten Bürgermeister wurden abgesetzt, andere Uebeltäter sonst bestraft.

Bei Ausbruch des Krieges 1870 lebten die Bewohner unserer Höhe zunächst in Unruhe. Sie hatten die Franzosenzeit nicht vergessen. Aber bald fühlten sie sich sicher, als im August einzelne Kompanien des 6. württembergischen Infanterieregiments in Höchenschwand und den benachbarten Gemeinden an der Landstraße einquartiert wurden, und als dann das ganze Regiment durch seine Märsche den Franzosen vortäuschte, als wäre unsere Südwestecke mit starken Truppenteilen besetzt. Der glorreiche Erfolg des Krieges 1870/71 brachte endlich auch unserer Heimat Jahrzehnte der Ruhe und friedlicher Entwicklung auf die Jahrhunderte innerer und äußerer Kämpfe.
Redlich hatten sich die jeweils zuständigen Behörden in den schweren Zeiten bemüht, den Nöten der Bevölkerung abzuhelfen. Die obenerwähnten Fonds konnten in Höchenschwand wie auch in Amrigschwand, Tiefenhäusern viel Gutes leisten und haben mit der Zeit ein schönes Vermögen dargestellt.

Nach der Aufhebung des Klosters gab die badische Regierung besondere Anweisung und Unterstützung zur Hebung des Wohlstandes, so für Flachsbau, Anpflanzung der „Grumbirn", Rüben und Kohlarten (1816).

Die Obstbaumzucht wurde empfohlen, in  den  Schulen  wurden  die   Mädchen  im  Spinnen,   Stricken und Nähen unterwiesen und damit der Grund gelegt zu den Industrieschulen der 50er Jahre.

Der Unterricht in den Elementarschulen, die zu Klosterszeiten nur Winterschulen gewesen waren, wurde erweitert  durch Sonntagschulen, welche die jungen Leute bis zum 20. Lebensjahre besuchen mußten. 

Von 1805 an wurde auch im Sommer unterrichtet. Auch für gediegenere Vorbildung und wirtschaftliche  Besserstellung der Lehrer wurde Sorge getragen. Außerdem wurden arme Kinder in den Schulen gespeist. Solche waren damals auf dem Berg in Höchenschwand, Amrigschwand und Oberweschnegg. Die Schulhäuser aber ließen viel zu wünschen  übrig. Man verschob den Bau immer wieder auf bessere Zeiten, und vielerorts wurde der  Unterricht  noch  lange in  einer  Privatstube gegeben. Großes Verdienst erwarb sich um die Hebung des Schulwesens  in  unserer Gegend Dekan Schwarzweber von St. Blasien. In den 40er Jahren mußte die Regierung  viel Not lindern. Dies regte sie an, neue Erwerbsquellen zu eröffnen. So führte sie die Strohflechterei ein, und 1850 wurde in  Höchenschwand eine Strohflechtschule errichtet.

Johann Kaiser (gestorben 1870)  besorgte den Absatz  der Geflechte auf eigene Kosten. Diese Musterschule versah die Gemeinden des südlichen Schwarzwaldes mit Lehrerinnen in diesem Industriezweig, und so hob sich die Fabrikation immer mehr. Neue Erwerbsquellen waren um so notwendiger, als alte immer mehr versiegten. Früher hatten sich z. B. manche durch Abharzen der Wälder ein kleines Vermögen erworben oder als Nagelschmiede,  als  Schnitzer von Holzgeschirren u. a. lohnende Arbeit gehabt.

1866 erbaute Adolf Kaiser, Sohn des Johann Kaiser, eine Strohhutfabrik, in der viele Bewohner des Berges Verdienst fanden.
Von 1870 an zeigt sich deutlich ein Aufschwung in der Entwicklung des Dorfes. Eine für den kleinen Platz starke Bautätigkeit begann 1873 mit dem Bau des Hotels durch Augustin Maier. Das Hotel wurde erbaut an Stelle des niedergebrannten Gasthauses „Zum Ochsen". Dieses war 1648 vom Kloster St. Blasien erbaut und einem alten Reitknecht des Klosters namens Maier übergeben worden. In den 70er, 80er und 90er Jahren entstanden etwa 8 neue Häuser. Außerdem wurde 1893/94 die alte, 1643 erbaute Kirche abgerissen (nur der Turm und der Chor blieben stehen), und das heute stehende Gotteshaus vom bad. Staate errichtet. Im neuen Jahrhundert kamen etwa 9 neue Bauten hinzu, wie auch manches alte Haus erneuert und erweitert wurde (Hirschen, Schulhaus). Der Fortschritt zeigte sich auch in der handwerklichen Tätigkeit.

1888 gründete Erhard Geng ein Dachdeckergeschäft, das bald einenguten Namen hatte im Lande ringsum. Im Jahre 1900 und nachher folgten unternehmungslustige, tüchtige junge Männer als Schmiede, Schreiner, Maler, Mechaniker, Zimmerleute, Sattler, Friseure, Kaufleute (Kaufhaus Schmidt) und Gastwirte (Alpenblick). Auch zwei Schuhhandlungen hat das Dorf aufzuweisen.

Stark geändert wurde das Dorfbild durch neue Bauten für abgebrannte Höfe, die oft 2 und 3 Familien beherbergten. Von 1875—1930 brannten etwa 14 Anwesen nieder, darunter auch das Hotel und das Gasthaus „Zur Krone". Alle erstanden wieder neu und zwar vielfach in getrennter Anlage. So bauten die Bewohner der 1875 abgebrannten sogenannten „Arche" drei einzelne Anwesen (heute Baldischweiler, Kaiser und Graß). In neuester Zeit wurden erbaut „Haus Höhensonne", der Neubau zum „Sonnenhof", zu dem die Strohhutfabrik ausgebaut worden war, und das Haus „Heimatliebe". Dieses ist ein rechtes Schmuckkästchen des Dorfes geworden. Es wurde erstellt von unserer bejahrten, aber gleichwohl sehr lebensfrischen Landsmännin Frau Berta Schmidt aus New York in treuer Liebe zur Heimat ihrer Eltern.

Mit den Neubauten verschwanden die alten Stroh- und Schindeldächer fast im ganzen Dorf, und das helle Rot der Ziegel oder das Grau der Schieferplatten deckt heute die Dächer. Auch gemeinnützige Anlagen wurden gefördert im Dorfe. Unter Bürgermeister Vogelbacher erstand 1903 eine Wasserleitung, die 1926 und 1933 - 35 erweitert wurde. 1920 folgte elektrisches Licht und elektrische Kraft. 1904 und 1927 wurde das Schulhaus umgebaut und erweitert, so daß es modernen unterrichtlichen Anforderungen gerecht werden kann. Wirtschaftliche Mißerfolge, wie der Eingang der Strohhutfabrik, konnten weiteres Gedeihen der Dorfgemeinde nicht hemmen. Der ständig wachsende Fremdenverkehr brachte vollen Ersatz. Das Höchenschwander Hotel und die Gasthäuser und Pensionen im Orte haben einen guten Namen im deutschen Lande.

Die Gemeinde und der seit 1923 wieder bestehende Kurverein bemühen sich ebenfalls, ihr Bestes zu tun. Die Anlage eines Sonnen- und Schwimmbades, der gute Zustand der Spazierwege beweisen dies. Auch das gesellschaftliche Leben im Dorfe ist sehr rege. Es besteht ein Gesangverein, ein Skiklub und ein Sportverein. Zielbewußt und energisch wird in diesen Vereinen gearbeitet. Die Höchenschwander Sprungschanze und der Sportplatz legen Zeugnis davon ab. Auf letzterem bewegen sich nicht nur die Fußballspieler, sondern auch die Abteilungen der SA und der Hitlerjugend. Eifrig arbeiten die jungen an ihrer körperlichen Ertüchtigung, um, sollte es je nötig werden, würdig zu sein ihrer im großen Krieg gefallenen Väter und Brüder.

13 junge Männer mußte die Gemeinde im Kriege opfern, darunter 7 Familienväter. 4 Söhne und Brüder allein beklagte die Familie Erhard Geng, und je 2 der teuren Toten gehörten 2 anderen Familien an. In der ganzen Pfarrgemeinde fielen 68 Mann. Das Denkmal im Friedhof an der Ecke des Kirchturms nennt ihre Namen. „Vergiß, mein Volk, die teuren Toten nicht!"

Weithin klingt heute der Name Höchenschwand. Ein berühmter Kurort steht heute auf der Höhe, auf der einst ein einfacher, einsamer Kulturpionier mit den Rodungsarbeiten begann. Aus dem ersten Hofe, welcher offenbar ostwärts vom ehemaligen Meßnergut stand, - dieses letztere bewirtschafteten durch Generationen als Zinsleute des Klosters St. Blasien und später als Eigentümer Bauern aus der Familie Geng bis auf den heutigen Tag - erwuchsen zunächst 4 andere Höfe mit den Namen Hasler-, Wiwäni-, Wirts- und Oberer Hof. In zäher Arbeit rodeten die Nachfahren der ersten Kolonisten weiter als echte Söhne alemannischer und zum Teil in unserer Heimat bodenständig gebliebener römischer, keltischer und wohl auch fränkischer, mit der Scholle verwachsener Bauern, deren Namen, wie Ebner, Kaiser, Tröndle, auf unserem Berggebiet schon im 13. Jahrhundert guten Klang hatten. Trotz kärglichem Ertrag des Bodens blieben sie ihm treu, und in verhältnismäßig kurzer Zeit zierte in einer Höhenlage von 1015 m ein echtes Bauerndorf den Höchenschwander Berg.

Was Bauernfleiß der wachsenden Bevölkerung nicht bieten konnte, ersetzte anderweitig gesuchte, in christlich gläubigem Sinne geleistete, oft harte Arbeit. Der Wälder verließ nur ungern seine Heimat, und so arbeitete er lieber als Holzhauer, als Säger, als Fuhrmann, als Maurer, Zimmermann, als Aschenbrenner, Besenbinder, Köhler und Harzer. Er zog das bescheidene Einkommen eines Waidmannes und Hegers der klösterlichen Wildbanne und Fischwasser besserem Verdienst fern der Heimat vor.

Trotz bescheidener Lebensführung blieb er aber doch ein selbstbewußter, seiner Vorfahren würdiger Mann. Mutig, und wenn es sein mußte, trotzig und verbissen, kämpfte er um sein Recht und seine Menschenwürde. Die Freiheit seiner Berge verlangte das von ihm, wie auch deren ganze Natur sich in seinem Charakter, in Sprache und Brauchtum widerspiegelt. Der Wälder ist rauh und herb, er ist karg mit seinem Wort und stät im Handeln, aber das alles ist nur die Kehrseite von Herzenswärme und sonnigem Gemüt, genau so wie über seiner Heimat die strahlende Sonne am blauen Himmel lacht, und linde Lüfte seine stolzen Tannen küssen.

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