Zur Geschichte von Höchenschwand

Nach all den Jahren der Unordnung und Auflösung suchte der damalige Abt Blasius III. im Jahre 1719 die alten Rechte des Klosters wieder zur Geltung zu bringen. Auf einem Dinggericht in Remetschwiel sollten nach den Satzungen von 1467 (dem sogenannten Dingrodel) die brennenden Fragen geregelt werden. Da brach der langverhaltene Widerstand der Bevölkerung hervor unter der Leitung des Salpetersammlers Fridolin Albiez, geboren zu Buch, Pfarrei Birndorf. Dieser Mann mit seinen guten und schlimmen Seiten, eine geborene Führernatur, hatte den größten Teil der Bewohner hinter sich, und nach seiner Tätigkeit nannten sie sich „Salpeterer". Ihren Gegnern gaben sie den Namen „Hallunken". An der Spitze dieser standen besonders der Redmann Josef Tröndle von Rotzel und der Müller Josef Tröndle von Unteralpfen. Die Salpeterer trafen sich in geheimen Versammlungen, welche die aufgeregten Gemüter immer mehr erhitzten. Bald forderten sie Abschaffung der fürstlichen Gewalt, der Steuern und Abgaben. Sie träumten von patriarchalischen Urzuständen, von Teilung der Güter, von Opferleiden und Märtyrertod. Keine Abmachung mehr vermochte sie zu leiten, nur dem Zwang gehorchend leisteten sie Steuer und Gehorsam. Alle Verhandlungen der Regierung mit ihnen, alles Entgegenkommen des Klosters waren erfolglos. Trotz Gefängnisstrafen, trotz Zwangsarbeit der Führer, trotz Verpflanzung nach Ungarn, trotz Enthauptungen und anderen Strafen flammte der Widerstand immer wieder auf und die Regierung mußte dreimal mit Waffengewalt eingreifen, bis einigermaßen Ruhe war (1728 bis 1730, 1738 auf 1739. 1743 bis 1746, Salpetererkriege).

Im Verlaufe dieser Waffengänge lag im Winter 1743 ein Dragonerregiment auf dem Walde, eine Abteilung davon längere Zeit in Höchenschwand. Bald darauf zog eine Abteilung von 300 Mann über den Höchenschwander Berg.

Mit 4 Schuß verjagten sie zusammen mit einer bei Bannholz stehenden Abteilung eine etwa 1000 Mann zählende Schar von aufrührerischen jungen Burschen. 1753 lebte der alte Rebellengeist schon wieder auf. Ganz energisch griff nun aber die Regierung der Kaiserin Maria Theresia ein.

27 Männer mit ihren Weibern, Söhnen und Töchtern wurden 1755 in die Verbannung nach Siebenbürgen abgeführt, wo sie für die Heimat verschollen blieben. Das Ländchen verlor seine Landfahne und die freie Wahl der Einungsmeister, deren Befugnisse außerdem beschränkt wurden. Zu der Tatsache der Verbannung von Hotzen nach Siebenbürgen und Ungarn sei hinzugefügt, daß in jenen Zeiten viele Hotzenwälder freiwillig auswanderten. So ist aus Urkunden in Saderlach, einem Hotzendorf im heute rumänischen Teil des Banats, ersichtlich, daß um 1800 ein Obrist von Höchenschwand dort einwanderte.

1746 war das Kloster St. Blasien mit der Ernennung seiner Aebte  zu  Reichsfürsten  wieder  reichsunmittelbar  geworden, und sein Gebiet gehörte nunmehr zum österreichischen Breisgau. Immer noch hörte die Not im Lande nicht auf.

Die Jahre 1771 und 1772 wurden für den Wald schwere Hungersjahre. Der Abt Martin II. linderte die Not tatkräftig. „Er sagte mir selbst", so erzählt Nikolai in der Beschreibung seiner Reise durch Deutschland und die Schweiz um die Jahre von 1781, er hätte geglaubt, kein besseres Almosen geben zu können, als Arbeit genug".

Er ließ die Kirche und das Kloster, die niedergebrannt waren, wieder neu aufbauen. 1784 errichtete er in Bonndorf und St. Blasien ein Landeshospital und ein damit verbundenes Arbeitshaus. Auch suchte er neue Erwerbszweige zu entdecken, indem er verschiedene Versuche anstellen ließ. Von Höchenschwand lesen wir im ebengenannten Bericht folgendes: „In dem eine halbe Meile entlegenen Dorfe Höchenschwand sahen wir gesunde, fröhliche Bauern, welche, weil es Feyertag war, in ihren roten, festlichen Jacken vor den Häusern standen und durch ihr Ansehen und Betragen zeigten, daß unter dem Krummstabe des Fürsten Martin gut wohnen sey".

Des weiteren erzählt Nikolai, wie die Fahrt durch fruchtbare Getreidefelder des Höchenschwander Berges und angenehme Tannenwälder ging, während der folgende Teil des Weges bis zum Dorfe Negischwyl weniger angenehm gewesen sei.
Mit dem Ausbruch der französischen Revolutionskriege 1793 wurde der Friede unserer Heimat schon wieder gestört. Mit Erbitterung mußten die Bewohner Erpressungen und Plünderungen der vordringenden französischen Truppenteile über sich ergehen lassen, und ihr neuformierter Landsturm konnte diesen nicht einmal viel anhaben, als sie geschlagen waren und Ende September sich über die Höchenschwander Höhe und durch die Täler und Schluchten zurückzogen.

Das Säckinger Volksblatt erzählte vor Jahren im Beiblatt Hidigeigei aus diesen Zeiten folgendes:
Am 16. Oktober (1796) wurde das Pfarrhaus ausgeplündert und wurde dabei unter anderm weggenommen: zwölf neue Bestecke, zwei Paar Kaffeeschalen, „Zuckerbüchs und Salzbüchsle", mehrere „Putellen" (Bouteillen), Gläser, Mehl, Salz, Schmalz, „Hähnle und Geflügel", Küchengeschirr, Kutten, Latten, Hammer, Sättel und sonstiges Pferdegeschirr, Bett- und Weißzeug, Holz, Fässer, fünf Saum Wein. Der Gesamtwert wird geschätzt auf 400 Gulden ungefähr. Aus diesem Register, welches der damalige Pfarrer von Höchenschwand, Pater Conrad Boxpert, ein Conventual des Stiftes St. Blasien, hinterlassen hat, ist zu ersehen, daß die Franzosen beim Plündern insofern mäßig waren, als sie nie mehr nahmen, als sie kriegen konnten! Sie stahlen einfach alles, — nur kein glühendes Eisen. — Sie kamen zu Höchenschwand vormittags um 1/2 11 Uhr an und zogen um 3/4 4 Uhr wieder ab. Alle Bewohner des Ortes — mit Ausnahme des Mesners Fridolin Geng und seines Sohnes — liefen davon und flüchteten in die Schluchten der Alb und der Schwarza. Zwei der Flüchtigen wurden „blesiert". Den Wirt von Höchenschwand haben die Franzosen „geplündert und ausgezogen bis aufs Hemd und ihm drei Roß genommen". Die Franzosen lagerten, nachdem sie Höchenschwand ausgeplündert hatten, auf dem „Scheren" bei Heppenschwand und ergriffen sodann vor den österreichischen Truppen die Flucht. In Ellmenegg hatten sie ein Haus in Brand gesteckt, ferner eines in Remetschwiel, desgleichen zu Waldkirch das Haus des Hauensteinischen Redmannes (das Wirtshaus) und ein großes Bauernhaus. Den jungen Müller daselbst haben sie erschossen. Sie verübten aber noch weitere Untaten.

Der damalige Mesner von Höchenschwand beschreibt es. „Im Jahre 1796, den 16. Weinmonat, hat der Erzfeind Franzos (in der Pfarrkirche zu Höchenschwand) den heiligen Dabernachel (Tabernakel) eingeschlagen und die heiligen Barthikel (Partikel) verunehrt und das Cibory gestohlen nebst zwei Kelch, und das Munsteranz zusammenbrechen und die Stücker liegen lassen."

Weiter wird von ihm erzählt, daß sie mit Kugeln schössen, welche 24 Pfund wogen „undt sindt inwendig hohl gewesen". Die Leute waren in "Dotsengsten", es ist aber ales mit dem Leben dafon gekommen biß auf ein Husahren von (den) Kaiserlichen."

Im Jahre 1797 zogen erneut Scharen von Franzosen über die Höhe, wo die ihnen nachziehenden Kaiserlichen wieder allenthalben plünderten.
Diese fortdauernden Unruhen hatten natürlich nachteilige wirtschaftliche Folgen. Viele Abgaben konnten nicht bezahlt werden, und die Schuldner dachten nur zu gerne an Befreiung von ihren Lasten und damit an frühere Pläne. Einer K. K. Hofkommission gelang es aber durch ernstliche Vorstellungen und ehrliches Entgegenkommen, der Schwierigkeiten Herr zu werden, sodaß in den weiterhin kommenden schweren Tagen das Waldvolk frei zu seiner Regierung stand. Einquartierung auf Einquartierung bedrückte unsere Heimat von 1799 an wieder. Vom 3. März bis 29. Dezember ds. Js. lagen fast ununterbrochen abwechselnd Franzosen und Oesterreicher auf dem Höchenschwander Berge, und 1800 vom 16. Februar bis 28. April wieder Oesterreicher.

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