Geschichte des Kurortes

von Prof. Dr. med. Karl Wurm

Höchenschwand ist urkundlich 1158 zum erstenmal erwähnt. Die Besiedlung erfolgte von der Benediktiner-Abtei St. Blasien aus, wobei die regionale Urbarmachung dem Mönch HACHO zugeschrieben wird. Aus H ACHINSWAND A (= Schwendung des HACHO) wurde im Laufe der Zeit HÖCHENSCHWAND (= Schwand = Schwenden = Roden = urbach machen).


1989 feierte Höchenschwand das 50-jährige Jubiläum als heilklimatischer Kurort. Im Verlauf einer Generation ist aus dem jahrhundertelang stillen Schwarzwalddörfchen ein vielbesuchter, über die Grenzen Deutschlands hinaus, bekannter Kurort geworden. Es lohnt sich, die Entwicklung nachzuzeichnen, unter der sich der Wandel vom Bergdorf zum Kurort vollzogen hat.

Der Anfang wurde gemacht als sich 1918 zum ersten Mal ein Arzt in Höchenschwand niedergelassen hat. Es war Dr. med. Wilhelm BETTINGER, mein Vorgänger, der sich nicht nur der ärztlichen Versorgung der Ortsbevölkerung angenommen hat, sondern in wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit der Universitäts-Augenklinik Freiburg die heilende Wirkung der klimatischen Gegebenheiten von Höchenschwand auf den Verlauf von Krankheiten, insbesondere von chronischen Augenerkrankungen nachweisen konnte.

Das zufällige Zusammentreffen zweier ortsfremder Männer in Höchenschwand war für die Entstehung zum Kurort ein Glücksfall. Aus der Begegnung des in Frankenthal/Pfalz geborenen Arztpioniers Dr. Wilhelm BETTINGER mit dem schon 1913 zugezogenen Moselaner Bernhard PORTEN, einem unternehmerischen Genie, erwuchs eine höchst fruchtbare, lebenslange Kooperation.
Das erste gemeinsame Werk von Dr. W. Bettinger und B. Porten war 1934 die Gründung der Augenheilstätte Sonnenhof, der ersten dieser Art in Deutschland. Aufgrund der Auswertungen der seit 1868 betriebenen Klimastation und in Anerkennung der offenkundigen Heilerfolge erhielt Höchenschwand im Jahre 1939 das Prädikat »Heilklimatischer Kurort« verliehen.
 
Nach Unterbrechung durch Krieg und Nachkriegszeit wurde nunmehr unter meiner Leitung mit vielseitiger Beteiligung der medizinischen Fakultät der Universität Freiburg intensive wissenschaftliche Forschung an den Krankheitsbildern der Höchenschwander Patienten wieder aufgenommen. Eine Ermutigung dazu waren die jetzt vorliegenden meteorologischen Erkenntnisse des deutschen Wetterdienstes, Wetteramt Freiburg, und die finanzielle Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
 
Als erstes wissenschaftliches Ergebnis dieser Gemeinschaftsarbeit wurde die Sarkoidose als eigenständige Krankheit erkannt, herausgelöst aus dem Sammeltopf anderer chronisch-entzündlicher Augenerkrankungen. Das führte zu einer bedeutsamen Erweiterung des Indikationsbereiches des Kurortes Höchenschwand.
 
Aus medizinischer Sicht sind es — neben der Gunst des allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwunges in der Bundesrepublik der politische Weitblick der Gemeindeverwaltung im Bunde mit einer sehr aufgeschlossenen Bevölkerung und die Tatkraft der Unternehmerfamilie PORTEN — drei Gründe, die maßgeblich die Entwicklung Höchenschwands zum Kurort bestimmt haben.

1. Die schulmedizinisch-wissenschaftliche Orientierung
war für alles ärztliche Handeln und die kurörtlichen Zielsetzungen bestimmend. Von Anfang an wurde daher eine enge Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg gepflegt.

2. Der Wandel in der Gesundheitssituation der Bevölkerung
durch das zunehmende Auftreten von Zivilisationskrankheiten wurde für die Medizin zur Herausforderung. Das allgemein veränderte Krankheitsspektrum im Zusammenhang mit schädlichen Umwelteinflüssen, fehlerhafter Lebensführung und Bewegungsmangel führte zu neuen Wegen in der Behandlung: Je nach Krankheitsart erwies es sich als sinnvoll, die Patienten entweder primär oder im Anschluß an die Erstversorgung in den Krankenhäusern in geeignete Kurorte zu schicken, die über ein spezielles ortsgebundenes therapeutisches Rüstzeug verfügen. Für nicht wenige dieser Zeitkrankheiten erwies sich Höchenschwand dank Klima und Landschaft als der bestgeeignete Kurort.

3. Eine Wende im ärztlichen Denken und Handeln
hat sich in den letzten Jahrzehnten vollzogen. Ausgehend von den speziellen Erfahrungen beim Herzinfarkt hat sich die allgemeine Erkenntnis ergeben, daß nicht immer und allein Bettruhe und Schonung zur Gesundung fuhren, sondern Übung und Training. Dieses neue Therapieprinzip ist heute als Bewegungstherapie nicht nur bei zahlreichen Erkrankungen, speziell im Rahmen der Rehabilitation, sondern auch prophylaktisch, d.h. zur Erhaltung von Gesundheit und Wohlbefinden von größter Bedeutung.

Höchenschwand ist auf Grund seiner klimatischen und landschaftlichen Gegebenheiten auf eine einzige medizinische Indikation nicht beschränkt. Es besitzt die natürlichen Voraussetzungen zur gesundheitlichen Wiederherstellung aller Zivilisationskrankheiten unserer Industriegesellschaft und wurde so zu einem Kurort, der in jeder Weise den heutigen hohen Anforderungen entspricht. Zur stationären Patientenbetreuung stehen diagnostisch und therapeutisch best ausgestattete Kliniken unter Leitung erfahrener Fachärzte zur Verfügung.
In komfortablen Privatquartieren können Erholungsbedürftige und gesundheitsbewußte Urlauber Aufnahme finden und im Sommer wie Winter von den vielseitigen sportlichen Angeboten Gebrauch machen. Jeder Gast wird in Höchenschwand die saubere Luft, das schmackhafte Quellwasser und die herrliche gesunde Waldlandschaft zu schätzen wissen.
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Ok