Zur Geschichte von Höchenschwand

Bearbeitet
von Prof. H. Steinhart

geschrieben Ende der 40er Jahre

 

Unser Heimatdichter Eris Busse schreibt in seinem Aufsatz über Hotzenland und Hotzenvolk (Badische Heimat, Hochrhein und Hotzenwald):
„Wiir sind hier oben auf dem Gupfen nur einen Sprung weit weg von dem Höchenschwander Kirchturm, den Hans Thoma, der große volkstümliche Maler, als den Mittelpunkt des alemannischen Landes entdeckt hat, damals, als er in seltsam sinnvoller Spielerei die Zirkelspitze auf der Schwarzwaldkarte in Höchenschwand eindrückte und einen Kreis schlug um den festen Punkt, der von der Schweiz, von Vorarlberg, von Schwaben und Bayern und von Elsaß das umschloß, fast haargenau, was alemannisch heute noch lebendig ist in Sprache, Volkstum und Brauch. So gewinnt dieses Höchenschwand mit seiner heilsamen Höhenluft und Höhensonne eine geradezu mythische Bedeutung."
 
Der Höchenschwander Berg gehört also zu jenem hochrheinischen Gebirgsland, an dessen Rändern, wie die neueste vorgeschichtliche Forschung zeigt, vor ungezählten Jahrtausenden, da der Schwarzwald und die Vogesen noch unter einem dicken Eispanzer lagen, Menschen einer primitiven Kultur in geringer Zahl jagten und fischten, Menschen jedoch, die schon einen Begriff von einer anderen Welt hatten, die über das diesseitige Leben hinausführt.

In demselben Gebiet lassen sich dann in ungefähr bestimmbarer Zeit (von 5000 bis 2000 v. Chr.) bei nunmehr milderem Klima bereits bäuerliche Dorfsiedlungen nachweisen.
In der Zeit nach 2000 waren die Hänge des Schwarzwaldes schon dichter besiedelt. Tauschhandel brachte den Bewohnern neue und bessere Gebrauchsgegenstände, Waffen und Kleidung. Kunstsinn fertigte nunmehr Schmuck- und Gebrauchsgegenstände, und die Jahre von 1000 v. Chr. an zeigen die Bewohner unserer Gebirgslandstedlungen, zu denen offenbar ein neuer Volksstamm zugewandert war, in ansteigender Kulturentwicklung. Um 400 v. Chr. machten sich dann Keltenstämme zu Herren des Landes, die aber im 1. Jahrhundert v. Chr. von Germanen wieder verdrängt wurden. Diesen folgten im 1. nachchristlichen Jahrhundert die Römer, die das Land zur Provinz Germania superior schlugen. Gegen 270 mußten die Römer dem stürmischen Drängen der jugendlichen Alemannen weichen, die aber selbst Ende des 5. Jahrhunderts die Oberhoheit des Frankenkönigs Chlodwig (481—51l) anerkennen mußten (490). Verwaltet wurde das Land von alemannischen Herzögen, bis Karl der Große (768—814) und wohl auch schon dessen Vater Pipin „Gaugrafen" ins Land sandte. Mit dem Niedergang der karolingischen Macht wurden Herren des Gebietes die Herzöge des neuentstandenen Herzogtums Alemannien, das später Schwaben genannt wurde. Dieses Herzogtum erhielt sich bis zum Ausgang der Hohenstaufen (1268), die im Jahre 1079 in dauernden Besitz desselben gekommen waren.

Unter der Frankenherrschaft setzte die endgültige Christianisierung auch unseres alemannischen Landes ein. Säckingen hatte das erste alemannische Kloster, das wie der ganze badische Süden zum Bistum Konstanz kam. Dem Kloster in Säckingen folgten andere, die dann auch bei uns, wie allwärts in deutschen Landen, weite Strecken Landes urbar machten und erfolgreiche Kulturträger wurden.


Wann auf dem Höchenschwander Berg die Siedlung begann, wissen wir bis jetzt nicht, wohl kaum vor dem Jahre 1000. Gleichwohl ist aber anzunehmen, daß schon lange vorher Jäger, Hirten, Köhler, Harzer, Holzmacher auf die waldigen Höhen vordrangen und Wege bahnten.

Erste zuverlässige Nachricht über das Höchenschwander Gebiet gibt uns die Geschichte des Benedikt.-Kloster St.Blasien - Dieses hatte sich aus einfachen Anfängen zu einer stattlichen und unabhängigen Abtei entwickelt, vor allem dank der tatkräftigen Unterstützung eines Gefolgsmannes Otto des Großen (936-972), des Freiherrn Reginbert v. Seldenbüren. Dieser schuf, nachdem die Hunnen auf ihren Raubzügen im badischen Oberland (925) die ganze sogenannte Albzelle niedergebrannt hatten, dieselbe zwischen 948 und 963 wieder neu, stellte Kirchen und Zellen wieder her, holte die geflohenen Mönche wieder bei und bewirkte schließlich bei Otto dem Großen die Schenkung eines großen Gebietes an das nunmehrige Priorat. Die Grenzen dieses Gebietes erstreckten sich vom Ursprünge der Alb an der „Südhalde des Feldbergs mit dem Höhenzuge des Herzogenhorns, Blößlings und Hochkopfs bis zum Urberge, so dann hinüber nach Heppenschwand und über die Höhe von Höchenschwand an die Schwarzach hinab, mit dieser aufrwärts bis zum Schluchsee, von da über den Habsberg und sofort mit der Schnepfen- und Bärenhalde bis wieder, zum Feldberge." (Bader, Diözesan-Archiv, 8).

Somit gehört das Höchenschwander Gebiet zum sogenannten Zwing und Bann (= Gerichtsbarkeit) des Klosters St. Blasien. Um 963 starb Reginbert nach weiterem, segensreichem Wirken.

„Infolge der ottonischen Schenkung wurde dann der erste Prior zum Abte erhoben und vom Bischof Konrad von Konstanz in dieser Würde bestätigt. Es war dies Bruder Beringer, geboren zu Höchenschwand, ein frommer, ernster, sittenstrenger Mann, der mit dem Stifter Reginbert die ganze Wiedererstellung des neuen Klosters begonnen hatte und sie vollendete." (Bader.)

Wenn Beringer wirklich von Höchenschwand stammte, was aber stark bezweifelt wird, dann müßte Höchenschwand schon spätestens in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts bestanden haben, und tatsächlich wird auch überliefert, daß die Brüder von der Alb schon einen Teil ihres Unterhalts von Einzelheiten in Bernau, Menzenschwand und Höchenschwand bezogen haben. Dies läßt sich jedoch nicht nachweisen.

Wie dem auch sei, ob schon früher von anderer Seite auf der Höchenschwander Höhe gerodet wurde oder nicht, sicher ist, daß schon im 11. Jahrhundert Bruderhöfe oben bestanden d.h. Höfe, die von Klosterbrüdern angelegt und bewirtschaftet wurden.

Höchenschwand bzw. Hachinswanda, wie die ursprüngliche Form lautet, heißt soviel wie Rodung oder Neubruch des Hacho. Darnach hat wohl der erste Siedler geistlichen oder weltlichen Standes Hacho geheißen (Heppenschwand-Rodung des Heppo, Amrigschwand - Rodung des Ambrich).

In verhältnismäßig kurzer Zeit entstanden bei fleißiger und zäher Rodungsarbeit weitere Höfe auch in Heppenschwand, in Attlisberg und Ellmenegg. Die Bevölkerung wurde zahlreicher und Ende des 11. Jahrhunderts sah sich der damalige Abt Otto (1088 bis 1108) von St. Blasien veranlaßt, in Höchenschwand eine kleine Kirche zu bauen. 1098 wurde diese von Bischof Gebhard von Konstanz eingeweiht und dem Schütze des Erzengels Michael unterstellt. Die Baukosten und spätere notwendige Erneuerungen - 1683 z. B. schlug der Blitz in den Turm (siehe die Jahreszahl im oberen Balken eines Turmfensters) - wurden gedeckt durch den Zehnten, mit dem die Kirche ausgestattet worden war.

Den Kirchendienst versahen in den folgenden Jahrhunderten die Mönche von St.Blasien. Kurz vor 1788 aber wurde dann ein Pfarrhaus gebaut, und Höchenschwand erhielt einen eigenen Pfarrer. Bei den Verhandlungen über den Bau brachte es der damalige Einungsmeister Josef Ebner von Tiefenhäusern und Vogt Johann Vogelbacher von Höchenschwand dahin, daß das Kloster die Kosten des Rohbaues, die Gemeinden hingegen eine Schuld von 1.000 Gulden (damaliger Währung) übernahmen, die sie vertragsgemäß auch in 5 Jahren abbezahlten.

Das 11. Jahrhundert brachte dem Kloster St. Blasien und seinem Herrschaftsgebiet schwere Not, vor allem durch die Pest im Jahre 1005, durch die ein gewaltiges Sterben einsetzte. Solche Seuchen suchten in späteren Zeiten wiederholt das Land heim.

Attlisberg soll während einer solchen bis auf zwei Personen ausgestorben sein, und diese sollen die Stammeltern der späteren Geschlechter dort geworden sein. Infolge der Pest, die in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wieder in St. Blasien und im südlichen Schwarzwald wütete, verlor das Kloster kurz hintereinander drei Aebte. Ihren Nachfolger, den Höchenschwander Arnold aber, verschonte sie. Er lebte und wirkte sehr lange (1247—76) und führte mit zäher Energie die Abtei durch alle Fährlichkeiten der „kaiserlosen und schrecklichen Zeit". Er sicherte das Besitztum der Abtei und deren hergebrachte Freiheiten und Rechte.

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